Michaela Ketelsen, Leiterin des Tagestreffs für wohnungslose Männer in Flensburg, übergibt einen Schlafsack

Michaela Ketelsen, Leiterin des Tagestreffs für wohnungslose Männer in Flensburg, übergibt einen Schlafsack

Steil sind die Stiegen, zwei Stockwerke rauf bis unters Dach. Der rote Diakonie-Backsteinbau im Flensburger Johanniskirchhof beherbergt verschiedene Hilfs- und Beratungsangebote für Menschen in Not, und oben, unter dem Dach, ist der Tagestreff für wohnungslose Männer untergebracht. Frühstück für 80 Cents gibt es dort, Mittagessen für 1 Euro fünfzig auch, Duschen, Waschmaschinen und Trockner, vor allem aber ein bisschen Ruhe, Gespräche und soziales Miteinander. Die Stimmung im Aufenthaltsraum ist entspannt, die Männer lesen, trinken Kaffee, klönen, planen den Tag, denn einige von ihnen sind auch als Verkäufer des Obdachlosenmagazins „Hempels“ unterwegs.

Michaela Ketelsen hat im Tagestreff alles im Griff, die junge Sozialpädagogin genießt wie ihre Mitarbeiterin und ehrenamtlichen Helfern großes Ansehen für ihr Engagement bei den Gästen.

„Rund 50 Männer kommen jeden Tag zu uns. Viele Stammgäste natürlich, aber immer wieder können wir auch neue Besucher begrüßen“, erzählt sie. Insgesamt verzeichnet die Statistik des Tagestreffs in Flensburg für den November 1104 Besuche wohnungsloser Männer. Und das darf auch nicht verwundern, denn nach Schätzung des Diakonischen Werks Schleswig-Holstein ist die Zahl wohnungsloser Menschen auf über 10.000 im Land gestiegen. Als Wohnungslose werden dabei Menschen bezeichnet, die keinen Mietvertrag besitzen, sondern wechselnde Übernachtungsmöglichkeiten bei Bekannten, Verwandten oder in den Unterkünften der Wohnungslosenhilfe nutzen. In den Notunterkünften steigt insbesondere die Zahl der jüngeren Menschen zwischen 18 und 25 Jahren an, auch wächst der Frauenanteil in den letzten Jahren kontinuierlich.

Jedes Jahr organisiert das Diakonische Werk aus Spenden, sowie finanziellen Mitteln des Landes, ein Winternotprogramm, das sich in Kiel durch die Aufstellung von beheizten Wohncontainern und in Husum beziehungsweise Elmshorn durch Anmietung zusätzlicher Wohnungen in den Wintermonaten zeigt. Dort werden die Obdachlosen dann von Mitarbeitern der Diakonie betreut. In diesen Notunterkünften wird auch bei hoher Belegung niemand abgewiesen.

Ein besonderes Problem sind aber die rund 50 bis 100 Menschen, die aus persönlichen Gründen alle Angebote fester Notunterkünfte ablehnen und „Platte machen“, also über Nacht draußen bleiben. Immer wieder geraten diese Menschen durch die Kälte in Lebensgefahr. Für diese Obdachlosen gibt es ein besonderes Winternotprogramm, das ebenfalls vom Diakonischen Werk organisiert wird. Die Tagestreffs für Wohnungslose schaffen dafür Schlafsäcke, Isomatten und auch warme Kleidung an, die bei Bedarf ausgegeben werden.

Michaela Ketelsen kauft jedes Jahr ausreichend neue Schlafsäcke und Isomatten. Sie hat immer genug Reserven zur Verfügung, denn Wohnungslosigkeit kann schnell entstehen, und die subjektive Unfähigkeit Hilfe unter einem festen Dach anzunehmen manchmal auch. Schlafsack und Isomatte sind sicher die allerletzten Mittel, um Menschen vor dem Kältetod zu bewahren, aber neben wesentlich besseren Angeboten stehen auch diese in Schleswig-Holstein ausreichend zur Verfügung. Wolfgang Henze

Info: Spenden bitte unter dem Kennwort „Winternotprogramm“ an die Diakonie Stiftung Schleswig-Holstein; Evangelische Darlehnsgenossenschaft Kiel (Blz: 210 602 37) KtoNr: 101 931