Die Sprichwörter-Arbeitsgruppe

Die Sprichwörter-Arbeitsgruppe

Seit März 2009 besuchen regelmäßig einmal im Monat gut ein Dutzend überwiegend ältere Damen die Ferring Stiftung in Alkersum auf Föhr. Meist ist das Treffen am Monatsersten; Kuchen und Torten werden mitgebracht, Kaffee wird gereicht, fröhliche Gespräche geführt und viel gelacht wird auch. Aber nein, dieses Treffen ist kein Kaffeekränzchen von Inseldamen, vielmehr wird „nach dem Kuchen“ ernsthaft gearbeitet.

Da geht es dann um Begriffe und Sätze wie „werke di man ei uun´t blud“ (überanstrenge dich nicht beim arbeiten) oder auch “hi dee ´ar wat am“ (er gibt sich Mühe mit der Sache). Jawohl, es geht um friesisch, genauer gesagt, um Redewendungen und Sprichwörter dieser Sprache, die sich ja auch noch regional merklich voneinander unterscheidet. Und die Inseldamen erarbe

Stiftungs-Vorstand: Prof. Dr. Volkert F. Faltings

Stiftungs-Vorstand: Prof. Dr. Volkert F. Faltings

iten gemeinsam mit Stiftungs-Vorstand Professor Volkert Faltings, sowie Sprachlehrer und Archivar Reinhard Jannen, ein neues Wörterbuch, das sämtliche friesischen Sprichwörter und Redewendungen erfassen wird. Bereits seit fünf Jahren wird daran in dieser Gruppe gearbeitet, absehbarerweise soll das Werk 2015 fertig gestellt werden.

Das neue Sprichwörter-Buch ist nur eine von vielen wissenschaftlichen und literarischen Veröffentlichungen, die durch oder mit Unterstützung der Ferring Stiftung produziert wird.

Die Ferring-Stiftung in Alkersum (Fotos: Henze)

Die Ferring-Stiftung in Alkersum (Fotos: Henze)

Die Aktivitäten der Ferring Stiftung sind beeindruckend. Sie sind so vielfältig wie die Stiftungsziele, die einst von Gründer Frederik Paulsen formuliert worden sind.

Es geht um friesische Kultur und Sprache, es geht um die Erforschung der Küstengewässer, aber es geht auch um medizinische Projekte, die sich vor allem im Rahmen der Neuroendokrinologie, also der Verknüpfung des Hormon- mit dem Nervensystem befasst.

Gegründet wurde die gemeinnützige Stiftung 1988 von Frederik Paulsen, der damit auf gesichertem wirtschaftlichem Fundament eine Institution schaffen wollte, die sich auf Dauer um die Bewahrung der friesischen Sprache und Kultur auf Föhr und Nordfriesland bemüht.

Der Stifter erblickte 1909 in Dagebüll das Licht der Welt, beide Elternteile stammten jedoch von der Nordseeinsel Föhr. 1933, noch während des Medizinstudiums in Kiel, geriet Paulsen aufgrund politischer Aktivitäten in Konflikt mit den Nationalsozialisten. Um dem Konzentrationslager zu entgehen floh er 1935 nach Malmö in Schweden. Dort legte er schließlich durch seine Forschungen am menschlichen Hormonsystem die Grundlage für die Gründung seines Unternehmens, dass durch seinen Namen Ferring, deutlich die Nähe oder besser die Wurzeln zur Insel Föhr unterstrich. Mit Ferring wird auf Föhr die friesische Sprache bezeichnet, die auf Amrum Öömrang heißt.

Nach dem Rückzug aus der Unternehmensleitung kehrte Frederik Paulsen nach Föhr zurück, ließ sich in Alkersum nieder, bis er dort 1997 verstarb. Gut neun Jahre zuvor hatte der frühere Pharmazie-Unternehmer seine Stiftung gegründet, die sich gemeinsam mit dem Friesenrat mit Fug und Recht als Hort der friesischen Kultur und Sprache fühlen darf.

Außerordentlich bemerkenswert sind aber nicht nur die wissenschaftlichen Leistungen der Stiftung, vielmehr leistet sie auch praktische Lebenshilfe, denn nahezu jeden Tag kommt eine Anfrage, meist aus Übersee, nach möglichen Vorfahren auf der Insel Föhr ins Haus. Nur gut, dass die Stiftung über gutsortierte Archive verfügt, und vor allem über eine Riesenfotosammlung mit rund 100.000 historischen Aufnahmen von Insel und Bewohnern. Regelmäßig liefern die Insulaner ihre Fotos ab, dort werden sie sorgfältig gescannt, identifiziert und archiviert. Karin Lambertsen, eine einst in New York geborene Föhrerin, beantwortet sorgfältig alle Anfragen, hilft familiären Wurzeln wiederzufinden. Tatsächlich ist es so, dass die Föhrer als Seefahrer und als Auswanderer, vor allem in die USA, eine echte Größe waren in Europa, aber viele von ihnen sind später auch wieder zurückgekehrt. Und die Ferring Stiftung leistet einen großen Beitrag, dass diese außergewöhnliche Geschichte einer Insel und ihrer Menschen auch für die Zukunft gesichert wird.
Wolfgang Henze

Projekte der Stiftung

FriiskFunk: Radio auf friesisch

Meike Arfsten-Jürgensen

Meike Arfsten-Jürgensen

Heike Volkerts (Fotos: Henze)

Heike Volkerts (Fotos: Henze)

Alkersum. Die Idee einen friesischen Radiosender zu gründen beschäftigte Volkert Faltings viele Jahre. Bereits in jungen Lebensjahren tauschte sich der spätere Stiftungsgeschäftsführer darüber regelmäßig mit Otto Paulsen, dem Sohn des Ferring-Stiftungsgründers Frederik Paulsen, aus.

Lange Jahre dauerte es also, bis das Projekt „FriiskFunk“ mit Unterstützung des Offenen Kanals Schleswig-Holstein (OKSH) realisiert werden konnte. Im September 2010 war es dann schließlich soweit, in den Alkersumer Räumen der Ferring-Stiftung ging das Friisk Radio „on air“.

Ein hochmodernes kleines Studio war inzwischen eingebaut worden und die einstigen Radio-Amateure Heike Volkerts, Kerrin Ketels, Göntje Braren und Maike Arfsten-Jürgensen waren im Rahmen von Praktika beim Norddeutschen Rundfunk zu Redakteuren und Radio-Moderatoren ausgebildet worden.

Seit dem 25. September 2010 sendet die friesische Welle nun wochentags täglich eine Stunde, genauer gesagt von acht bis neun Uhr, lockt die Menschen in Nordfriesland ans Radio. Aktuelle Musik und die großen Pop-Klassiker gibt es dort zu hören, vor allem aber Nachrichten und Berichte, die sich mit den Aktivitäten und Kultur der Friesen befassen. FriiskFunk ist zum friesischen Alltagsradio in der Region geworden, wird aber natürlich auch von vielen Nicht-Friesen gehört. „Wir richten uns an alle Menschen in Nordfriesland“, erklärt Volkert Faltings. Und wer den Sender nicht unmittelbar über 96,7 Megahertz empfangen kann, dem bleibt ja immerhin der Zugang zu den Beiträgen über das Internet.

Zwei Ziele sollen im Wesentlichen mit FriiskFunk erreicht werden. Zum einen soll die friesische Sprache gefördert werden, und zum anderen sollen die Menschen grundsätzlich an das Medium Radio herangeführt werden. Und dies keinesfalls nur passiv, denn regelmäßig werden auch Aussenstudios, die so genannte Radiokiste, beispielsweise in Schulen aufgebaut. Und dann wird live, ebenfalls meist auf Friesisch, aus der Schule gesendet.  Durch Schulungen des OKSH werden jeweils die Lehrer und Schüler in die Lage versetzt, eigene Sendungen zu produzieren, also richtig Radio selbst zu machen.

Aus der Alkersumer Ferring-Stiftung hingegen senden nur Profis. Die vier Redaktions-Damen produzieren ihre Sendungen komplett, reisen auch schon mal aufs Festland, um aktuelle Beiträge zu recherchieren.

Ermöglicht wurde die Gründung des Senders durch die finanzielle Unterstützung der Ferring-Stiftung und des Friesenrats, und natürlich durch die zeitweise Zuweisung der Frequenz 96,7 MHz am Standort Wyk auf Föhr. Auf dieser Welle wird eigentlich seit dem 1. September 2010 der Sender Westküste FM, das Radioprogramm des OK Westküste, übertragen.

Gesucht werden für den FriiskFunk immer auch Bürgerreporter, die ehrenamtlich in friesischer Sprache Beiträge erstellen, live berichten oder die FriiskFunk-Redaktion mit Informationen aus dem Sendegebiet versorgen. Die neuen Reporter werden selbstverständlich angeleitet, eigene Ideen als Rundfunkbeitrag umzusetzen. Neben der technischen Handhabung wird ihnen darüber hinaus durch medienpädagogische Unterstützung Einblick in die moderne Medienwelt vermittelt.

Und zusätzliche Reporter können gut gebraucht werden, denn der Plan ist es, das tägliche Programm von FriiskFunk um eine weitere Stunde auszudehnen. „Mal schauen, wann wir das hinbekommen“, so Volkert Faltings.
Wolfgang Henze

Info: www.friiskfunk.de – in der Ferring Stiftung – 25938 Alkersum auf Föhr, Hauptstraße 7, fon: 04681 741 2020, Email: info@friiskfunk.de

Neues Medienprojekt zeigt Stiftungswirken

Dieser Text ist erschienen im Rahmen des Projekts „Wir schenken Hilfe – Stiftungen in Schleswig-Holstein“. Dies ist ein kooperatives Medienprojekt in dessen Rahmen die Stiftungen im Land und deren Projekte in den Titeln des Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlags und A. Beig-Verlags, sowie multimedial erweitert auf den Online-Portalen shz.de und stiften-in-schleswig-holstein.de, porträtiert werden. Die Themen werden in Kooperation mit dem Stiftungsrat der Diakonie Stiftung Schleswig-Holstein und dem schleswig-holsteinischen Innenministerium entwickelt. In jeder Folge der Serie wird eine Stiftung in Schleswig-Holstein journalistisch, geschichtlich und in ihren Kennzahlen in Wort und Bild beschrieben. Vor allem werden Menschen vorgestellt, die eine Stiftung gegründet haben, ihr geschäftsführend vorstehen oder denen durch eine Stiftung geholfen worden ist, oder eine Unterstützung möglich und wünschenswert erscheinen würden. Weitere Informationen zu „Wir schenken Hilfe – Stiftungen in Schleswig-Holstein“ erhalten Sie hier.
Wolfgang Henze