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Prof. Hans-Heiner Kramer (Foto: Henze)

Kiel. Häufig ist es ein Befund auf einem so genannten Fehlbildungsultraschall der werdende Eltern zu einem ersten Besuch bei den Kieler Kinderherz-Spezialisten zwingt. Bei Routineuntersuchungen können bereits in frühen Schwangerschaftswochen schwere Herzfehler im Mutterleib festgestellt werden. Wenn die Diagnose eine Operation unmittelbar nach der Geburt notwendig macht, dies ist nicht immer der Fall, dann entbinden betroffene Frauen direkt im Kieler Universitätsklinikum, so dass der kleine Erdenbürger schnellstens in das Kinderherzzentrum verlegt werden kann.

Rund 640 kleine Herz-Patienten werden pro Jahr von den Kinderkardiologen medizinisch ärztlich betreut. 450 instrumentelle Eingriffe, darunter etwa 300 großen Operationen am offenen Herzen, werden dort von einem hochspezialisierten Ärzteteam vorgenommen. Rund 50 Prozent der kleinen Patienten stammen dabei aus Schleswig-Holstein, die zweite Hälfte aus anderen Bundesländern oder dem Ausland. Spezialität des Kinderherzzentrums ist die Behandlung der schwersten Fehlbildung des Herzens, das Hypoplastische Linksherzsyndrom (HLHS) – die Kinder besitzen nur eine rechte, aber kein linke Herzkammer – mit Erfolgsquoten, die weltweit in der absoluten Spitzengruppe liegen.

Ein Neugeborenes mit diesem Herzfehler wird auch als „Blue Baby“ bezeichnet.  Obwohl das HLHS ein überaus schwerwiegender FHerzfehlbildungskomplex ist, zeigen die Erfahrungen der letzten Jahre, dass in spezialisierten Herzzentren eine Behandlung gute Aussichten auf dauernden Erfolg bietet.

Das Kieler Kinderherzzentrum operiert und versorgt diese „Blue Babies“ seit Mitte der 1990er Jahre und hat sich mit großem Erfolg auf die Behandlung von HLHS spezialisiert. Etwa 100 Kinder kommen pro Jahr in Deutschland mit dieser Fehlbildung auf die Welt, rund 20 von ihnen werden von den Kieler Kinderkardiologen unter Leitung von Professor Dr. Hans-Heiner Kramer und dem Kinderherzchirurgen Dr. Jens Scheewe operiert und medizinisch versorgt.

Vor wenigen Jahren stellten die Psychologen im Kieler Kinderherzzentrum jedoch fest, dass die kleinen Patienten trotz erfolgreicher Herzoperationen teilweise Entwicklungsrückstände gegenüber gleichaltrigen Kindern aufbauten.

Im Rahmen eines Forschungsvorhabens wurde schließlich entdeckt, dass bei Kindern nach schweren Herzeingriffen die automatische Regulierung der Sauerstoffversorgung des Gehirns versagen kann. „Trotz bester globaler und permanent überwachter Kreislaufwerte konnte eine Sauerstoffunterversorgung des Gehirns auftreten“, erklärt Intensivmediziner Dr. Jan Hinnerk Hansen. Aus diesem Grund wird nach großen Herz-Eingriffen die Hirndurchblutung bei den Patienten im Kieler Zentrum ergänzend und ohne zusätzliche Eingriffe permanent überwacht. Benötigt werden dazu sehr kostenintensive Infrarotspektroskopie-Geräte, die über ein Infrarotlicht durch die Schädeldecke die Sauerstoffsättigung im Gewebe durch die Schädeldecke messen.

„Die Anschaffung dieser modernen Geräte, wie überhaupt das Forschungsvorhaben zur Ursachenfeststellung dieser partiellen Sauermangelversorgung, hätten wir ohne Unterstützung durch die KielerSchleswig Holsteinische Stiftungen wie die Siegfried Neumann Stiftung und die coop Stiftung „Unser Norden“ nicht leisten können“, erklärt Klinikchef Professor Hans-Heiner Kramer.

Die Belastungen für die Kieler Kinderkardiologen sind enorm. Die Verantwortung ist groß, die Personaldecke ist insbesondere im pflegerischen Bereich dünn und die finanziellen Rahmenbedingungen sehr eng. „Wir sind sehr bescheiden und es ist auch alles funktionell im Kinderherzzentrum eingerichtet, aber dringend notwendige Umbauten oder den Ankauf modernster Medizintechnik können wir meist nur mit zusätzlicher Unterstützung stemmen“, erklärt Professor Hans-Heiner Kramer mit Nachdruck. Überaus dankbar sind der Klinik-Chef und seine Mitarbeiter daher für die finanzielle Unterstützung durch Initiativen wie die Kieler Siegfried Neumann Stiftung, der coop Stiftung, der Stiftung Kinderherz Deutschland sowie das Musikfestival „Appen musiziert“.