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Louis (2) wird betreut (Fotos: Henze)
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Susanne Harder (li.) und Bettina Niemax

 

Nun ja, so richtige Freude kommt anfänglich bei dem kleinen Louis (2) natürlich nicht auf, als er in die zeitweise Obhut von Tagesmutter Claudia Opitz (49) gegeben wird. Aber letztlich kommt der Kleine schnell klar in der Diakonie-Kinderkrippe „Kleine Fische“ in Neumünster, liebevoll von seiner Tagesmutter betreut. Eigentlich sollte Louis bei seiner Mama sein, aber ein dringender Termin machte ihre Abwesenheit unvermeidbar. Gut, dass die Firma ihres Ehemanns zu den Gründern der Stiftung Beruf und Familie gehört, die seit dem letzten Jahr neben der Ferienbetreuung auch eine Notfallbetreuung für Kinder organisiert hat.

Susanne Harder und Bettina Niemax sind in der Diakonie Altholstein dafür verantwortlich, dass dieses unternehmensfinanzierte Betreuungsmodell reibungslos läuft. Was verbirgt sich jedoch hinter dieser etwas sperrig klingenden Bezeichnung? Es ist nichts anderes, als ein ergänzendes Angebot zur Regelbetreuung von Kindern, die üblicherweise durch Krippen, Kindergärten, Schulen oder auch Tagesmütter und Eltern gewährleistet wird. Wenn diese Regelbetreuung jedoch überraschend ausfallen sollte, springt die Diakonie Altholstein mit qualifizierten Fachkräften ein, und kümmert sich an drei Betreuungsstützpunkten in Bad Segeberg, Neumünster oder Henstedt-Ulzburg, aber auch im Haushalt der Eltern und sogar im Betrieb, um die „Notfälle“.

Finanziert wird diese Betreuung durch Unternehmen, die zu diesem Zweck für die Region im Kreis Segeberg und Stadt Neumünster die Stiftung Beruf und Familie gegründet haben.

Wie funktioniert diese besondere Form von Kinderbetreuung? Zuerst müssen interessierte Unternehmen einen Nutzungsvertrag mit dem von der Stiftung ausgewählten Kooperationspartner abschließen. Dies ist die Diakonie Altholstein mit Sitz in Neumünster. Die Unternehmen entrichten schließlich einen einmaligen Jahresbetrag, der sich nach Zahl der Beschäftigten staffelt. Die Kosten betragen für einen kleinen Betrieb, mit maximal zehn Mitarbeitern, pro Jahr im Höchstfall 300 Euro. Das Unternehmen erhält schließlich einen Identifizierungscode und die Notfallnummer der Koordinierungsstelle. Diese können die Mitarbeiter dann in ihrem Betrieb erhalten und beim Vorliegen eines Betreuungsnotfalls nutzen. Vorausgeschickt werden muss allerdings, dass die Eltern vor dem ersten Einsatz eine Vereinbarung abschließen müssen. Und damit die Eltern wissen, worauf sie sich einlassen, bietet die Diakonie sogenannte Kennenlerntage für Eltern und Kinder in den Betreuungsstützpunkten an.

Für Eltern bedeutet dieses Angebot eine deutliche Entlastung bei Betreuungsengpässen, vor allem wissen sie ihre Kinder auch im Notfall in guten Händen. Für die Schnittstelle Familie und Beruf bedeutet es, dass die Zufriedenheit am Arbeitsplatz steigt und sich Arbeitnehmer mit höherer Konzentration ihren Tätigkeiten zuwenden können. Dies war auch der wesentliche Grund für den jüngsten Förderer dieses Betreuungsmodells, sich in der Stiftung zu engagieren. Knut Einfeldt, geschäftsführender Gesellschafter der Unternehmensberatung Tutor-Consult in Neumünster, betont, dass die Firmen auf engagierte und loyale Mitarbeiter angewiesen seien. „Neben dem betrieblichen Klima muss auch das familiäre stimmen, damit sich die Mitarbeiter uneingeschränkt engagieren können“, so Einfeldt.

Diesen Feststellungen stimmt auch Diakonie Altholstein-Geschäftsführer Heinrich Deike zu. Für ihn und seine Mitarbeiter war von Anfang klar, dass man sich im Bereich unternehmensfinanzierter Kinderbetreuung engagieren wolle. „Und die ersten Erfolge geben uns nachdrücklich Recht“, betont Deike. Dem kleinen Louis sind diese ersten Erfolge vermutlich völlig egal, für ihn ist wichtig, dass sich auch bei kurzfristiger Abwesenheit der Eltern jemand liebevoll um ihn kümmert. Und genau das geschieht.
Wolfgang Henze