Stifterpreis 2016
Neumünster/Kiel/Rendsburg (sish) – Aus den Händen von Ministerpräsident Torsten Albig und Landespastor Heiko Naß empfingen am 5. November 2016 im „Alten Stahlwerk“ von Neumünster die drei Sieger des Schleswig-Holsteiner Stifterpreises 2016 die Urkunden. Die Schleswiger Iris-Stiftung des ehemaligen Richters Dr. Helmut Vollert belegte den ersten Platz, gefolgt von der Stiftung Deutsche Lutherische Seemannsmission und der Bürgerstiftung Nortorfer Land.
Viel Freude und Leidenschaft war bei Stiftern und Gästen schon vor der Preisverleihung zu verspüren. Im Rahmen eines Dialog-Forums konnten sich die sechst nominierten Stiftungen (stiften-in-schleswig-holstein.de stellte diese umfassend vor) den Gästen der Veranstaltung vorstellen. Es war eher ungewöhnlich zu sehen, dass so viel fröhliche Gelassenheit und entspanntes Beisammensein möglich war, noch bevor für die nominierten Stiftungen geklärt war, wer den begehrten Stifterpreis, der in diesem Jahr zum fünften Mal ausgesetzt worden ist, gewonnen hat. Viele Gäste aus dem schleswig-holsteinischen Stiftungssektor waren angereist, darunter auch die Jurymitglieder, die unter Führung von Innen-Staatsekretärin Manuela Söller-Winkler für die Wahl der Siegerstiftungen verantwortlich zeichnete. So war mit Jörg Peters, Geschäftsführer der Heinz-Wüstenberg Stiftung, auch ein Vertreter des letztmaligen Stifterpreisgewinners vertreten.
Landespastor Heiko Naß machte in seiner Begrüßungsansprache deutlich, wie wichtig und unverzichtbar die Arbeit der mehr als 750 gemeinnützigen Stiftungen im Land sei. „Es ist realistisch“, so Naß, „von einer jährlichen Stiftungsleistung von rund 60 Millionen Euro auszugehen. Das ist gewaltig.“ Der Landespastor betonte auch, dass Stiftungen jedoch immer nur subsidiär tätig werden können, da sie keine Reparaturbetriebe für fehlende oder mangelhafte staatliche Leistungen sein können. Auch wies Landespastor Heiko Naß auf die insbesondere für kleinere Stiftung problematische Situation durch die geringen oder komplett ausfallenden Renditen auf dem Finanzmarkt hin. „Dadurch schrumpfen die Möglichkeiten dieser Stiftungen und es wäre wünschenswert politisch darauf hinzuwirken, Kooperationen im Stiftungsbereich bis hin zu Zusammenlegung rechtlich möglich zu machen.“
Heiko Naß wies auch darauf hin, dass das Diakonische Werk, unter dessen Dach auch der Stiftungstag als informeller Stiftungsdachverband des Landes angesiedelt ist, selbst Stiftungsgründer ist. „Die Diakoniestiftung Schleswig-Holstein fördert vielfältige soziale Projekte in Schleswig-Holstein, es geht uns vor allem um Hilfen für Menschen in besonderen Lebenslagen“, so der Landespastor.
Ministerpräsident Torsten Albig machte deutlich, dass für ihn die gemeinnützigen Stiftungen ebenfalls unverzichtbar sein, und so etwas wie der „Kitt im sozialen Gefüge und in Gesellschaft sein würden“. Albig und Naß machten beide deutlich, dass es unter den gemeinnützigen Stiftungen im Land nur „Sieger“ geben würde, denn ihre Arbeit sei wertvoll und würde den Menschen auch ein gutes Gefühl vermitteln. Von daher hätte niemand traurig zu sein, wenn er in diesem Jahr nicht mit dem Stifterpreis ausgezeichnet würde.
Groß war die Freude als Torsten Albig und Heiko Naß die Sieger bekanntgaben, denen neben Urkunden auch Schecks mit 5.000, 3.000 und 2.000 Euro übergeben wurden.
Die Iris-Stiftung des Juristen Dr. Helmut Vollert belegte den ersten Platz. Diese Stiftung finanziert und organisiert gemeinsam mit dem Hamburg Iris-Verein Kurse und Trainings für schwer sehbehinderte oder blinde Menschen. In einer eindrucksvollen Ansprache machte Helmut Vollert, der selbst seit der Kindheit erblindet ist, deutlich was eine schwere Sehbehinderung oder eine totale Erblindung für den einzelnen Menschen bedeutet. „80 Prozent alle Informationen werden über den Sehsinn aufgenommen“, so der Preisträger, „ein blinder Mensch sieht nicht nur die Umwelt nicht, er sieht sich auch selber nicht. Nur rund zehn Prozent aller blinden Menschen wären in der Lage mit Hilfe eines weißen Langstocks alleine in die Öffentlichkeit zu gehen, die anderen würden es nicht schaffen oder sich nicht trauen, so der ehemalige Richter am Oberlandesgericht Schleswig.
Die fröhlichsten zweiten Stifterpreis-Sieger waren aber wohl Dr. Dieter Radtke und Reinhart Kauffeld von der Stiftung Deutsche Lutherische Seemannsmission, die mit finanziellen Mitteln die 15 Vereine der Seemannsmission in Deutschland unterstützt. „Wir wollen helfen die Arbeits- und Lebensbedingungen der Seeleute ein wenig zu verbessern. Das hat vor allem etwas mit Würde zu tun,“ so die beiden Stiftungsvorstände. Die Freude über den zweiten Platz beim Stifterpreis war den beiden überdeutlich anzumerken. Ähnliches gilt auch für die Vertreter der Bürgerstiftung Nortorfer Land. 15 Gemeinden, eine Stadt, die VR-Bank im Kreis Rendsburg und die Sparkasse Mittelholstein haben erst vor wenige Jahren diese Stiftung gegründet, die in ihrem Verbreitungsgebiet bereits etliche Projekte zur Jugendarbeit und Senioren-Betreuung anschieben konnte. „Es macht Freude,“ so VR-Bank Vorstand Georg Schäfer, „zu sehen welche guten Entwicklungsmöglichkeiten so eine Bürgerstiftung für die Menschen und die Gesellschaft in der Region bietet.“
Der Stifterpreis wird im zwei bis drei Jahresabstand von der Stiftung Schleswig-Holsteiner Stiftungstag ausgelobt. Deren Vorstandsmitglied Bernd Hannemann machte den „Verlierern“ dieses Jahres Mut, sich erneut für den nächsten Preis zu bewerben. „Drei Preisträger nur bei so vielen beeindruckenden Stiftungen, das verlangt auch ein bisschen Bewerbungshartnäckigkeit bis zum Erfolg.“ Das Motto kann daher nur lauten: Dranbleiben und bei der nächsten Ausschreibung erneut bewerben. Wolfgang Henze