Gleis 21 – Miteinander leben lernen
Ratzeburg. Wenn Stephanie Petersen über Martha spricht, dann liegt immer ein wenig Stolz in ihrer Stimme. Martha, 19 Jahre alt, ist erst vor zwei Jahren als Kriegsflüchtling mit ihrer Familie von Afghanistan ins lauenburgische Ratzeburg gekommen. Schnell nahm die junge Frau, bar von Fremdsprachenkenntnissen, Kontakt zum Jugendtreff Gleis 21 auf. Diese Einrichtung ist Sitz der interkulturellen Kinder- und Jugendarbeit in Ratzeburg. Geleitet wird Gleis 21 von Stephanie Petersen, getragen vom Diakoni
schen Werk im Herzogtum Lauenburg und finanziell unterstützt von der Kommune und der Bürgerstiftung Ratzeburg. Ein kurzes Fazit in Sachen Martha: Bereits nach zwei Jahren spricht die junge Afghanin ein exzellentes Deutsch, hat die Mittlere Reife abgeschlossen, besucht jetzt ein Gymnasium in Mölln und will später Medizin studieren. Martha sagt: „Ohne Gleis 21 und die tolle Betreuung und das Lehrangebot hier hätte ich es nicht soweit bringen können.“ Jetzt engagiert sich die junge Frau bereits selbst ehrenamtlich im Gleis 21, hilft jungen Migranten sich in Deutschlands Gesellschaft
, Schul- und Arbeitswelt zu Recht zu finden.
Gegründet wurde Gleis 21 einst aus einer Notlage heraus. Zwischen 2006 und 2009 entwickelten sich zunehmend Spannungen und Unruhen mit Aussiedlern und Spätaussiedlern im Ratzeburger Stadtteil St. Georgsberg. Im Rahmen eines Bundesmodellprojektes konnte diesen Problemen durch die Gründung der Interkulturellen Kinder- und Jugendarbeit jedoch erfolgreich begegnet werden. Mit Abschluss des Modellprojekts stellte sich dann jedoch die Frage: Was nun? Für alle Beteiligten war klar, dass die erfolgreiche Arbeit von Gleis 21 weiter fortgesetzt werden muss. Durch das Engagement der Bürgerstiftung Ratzeburg konnte schließlich der finanzielle Grundstock zum Erhalt des Jugendtreffs gelegt werden. Durch weitere Drittmittel konnte 2010 auch ein Jugendmigrationsdienst zusätzlich im Gleis 21 eingerichtet werden.
Letztlich konnten durch die erfolgreiche Arbeit dieser Jugendeinrichtung viele Probleme im Zusammenleben der alteingesessenen Bevölkerung mit den jugendlichen Zuwanderern beseitigt werden. Vielmehr konnte Gleis 21 häufig sogar die Grundsteine für eine erfolgreiche Schul- und Berufsausbildung der jungen Migranten legen. Das vielfältige und anspruchsvolle Kurs- und Veranstaltungsangebot vermittelt Kindern und Jugendlichen niedrigschwellig und im außerschulischen Bereich profundes Wissen, das die schulische und berufliche Entwicklung bei ihnen massiv unterstützt. „Vor allem aber, freut sich Stephanie Petersen, „lernen Kinder und Jugendliche bei uns, wie man auch fröhlich und unproblematisch miteinander leben kann. Egal, wo die familiären Wurzeln auch immer liegen mögen.“
Neues Medienprojekt zeigt Stiftungswirken
Dieser Text ist erschienen im Rahmen des Projekts „Wir schenken Hilfe – Stiftungen in Schleswig-Holstein“. Dies ist ein kooperatives Medienprojekt in dessen Rahmen die Stiftungen im Land und deren Projekte in den Titeln des Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlags und A. Beig-Verlags, sowie multimedial erweitert auf den Online-Portalen shz.de und stiften-in-schleswig-holstein.de, porträtiert werden. Die Themen werden in Kooperation mit dem Stiftungsrat der Diakonie Stiftung Schleswig-Holstein und dem schleswig-holsteinischen Innenministerium entwickelt. In jeder Folge der Serie wird eine Stiftung in Schleswig-Holstein journalistisch, geschichtlich und in ihren Kennzahlen in Wort und Bild beschrieben. Vor allem werden Menschen vorgestellt, die eine Stiftung gegründet haben, ihr geschäftsführend vorstehen oder denen durch eine Stiftung geholfen worden ist, oder eine Unterstützung möglich und wünschenswert erscheinen würden. Weitere Informationen zu „Wir schenken Hilfe – Stiftungen in Schleswig-Holstein“ erhalten Sie hier.
Autor und Fotos: Wolfgang Henze