Neue Wälder gegen den Klimawandel

Stiftungs-Vorstand Alf Jark (Foto: Stiftung Klimawald)

Stiftungs-Vorstand Alf Jark (Foto: Stiftung Klimawald)

Aukrug. Einst war das Gebiet des heutigen Schleswig-Holsteins von Küste zu Küste dicht bewaldet. Noch im 10. Jahrhundert, so hieß es, konnte ein Eichhörnchen selbst in Dithmarschen von Meldorf bis zur Küste von Baum zu Baum springen.

Der Baumbestand verringerte sich aber rapide, als großflächige Rodungen intensivere Landwirtschaft und Deichbau ermöglichen sollten. Dramatisch wurde der Waldrückgang durch die zunehmende Industrialisierung Nordeuropas, die Holz als einzigen verfügbaren Energieträger für den Hausbrand, für Ziegelbrennereien und als Holzkohle unverzichtbar machte. 1850 erreichte die Waldfläche in Schleswig-Holstein mit vier Prozent ihren historischen Tiefstand.

Durch die organisierte Forstwirtschaft im 19. Jahrhundert konnte aber erstmals in der Geschichte erreicht werden, dass der Waldanteil unter dem Einfluss des Menschen wieder zunahm. Da Nadelhölzer auf den armen Böden besser und schneller wachsen, wurde vor allem mit Fichte und Kiefer aufgeforstet, was sich nach den beiden Weltkriegen auch in dieser Form wiederholte, da der Wald durch die kriegerischen Auseinandersetzungen abermals dramatisch dezimiert worden war. Allein in den ersten Jahren nach Ende des 2. Weltkrieges fielen 14.000 Hektar im Land, so genannte Reparationshiebe, mit denen die Alliierten eigene Waldverluste durch die Kriege ausgleichen wollten.

Inzwischen hat Schleswig-Holstein wieder rund zehn Prozent bewaldete Flächen, ist aber trotzdem das waldärmste Bundesland. Dies und auch der fortschreitende Klimawandel nahm immer mehr Raum in den Gesprächen der befreundeten Familien Isfort, Jark und Grikschat ein, die alle ein ganz besonderes Verhältnis zum Wald haben. Frank Isfort ist nämlich Oberforstrat bei der Landwirtschaftskammer und Alf Jark und Martin Grikschat haben Teile ihrer frühen Jahre mit Aktivitäten bei der organisierten Waldjugend, deren Gründungszentrum auch in Schleswig-Holstein liegt, verbracht. Letztlich machten sich die drei auf den Weg zu untersuchen welche Bedeutung der geringe Waldanteil bei zunehmender Kohlenstoffdioxidbelastung der Atmosphäre hat. Und, wichtig, ob diese Belastung gesenkt werden kann, wenn mehr und neuer Wald gepflanzt würde.

Dazu muss man ein paar Zahlen kennen: Ein 100 Jahre alter Laubbaum leistet Jahr für Jahr Unvorstellbares. Er bindet 6.298 Kilogramm reines Kohlendioxid und produziert dabei knapp 4,6 Tonnen Sauerstoff, filtert dabei rund eine Tonne Staub und Gifte aus der Luft. Er ist aber auch ein Klimaregler, spendet Schatten, puffert Hitze und Kälte ab, befeuchtet die Umgebungsluft und ist auch ein Blendschutz. Er kann rund 3.000 Liter Wasser binden und phasenweise, im Sinne einer Schwammfunktion, wieder abgeben. Daneben haben Bäume aber auch ästhetische Funktionen, produzieren selbst aktiven Naturschutz und –erhalt, denn Bäume bieten Lebensraum für viele Tiere.

Diese Erkenntnisse, aber auch der wissenschaftliche Nachweis dass Aufforstung auch sinkende Kohlendioxid-Belastung bedeutet, veranlasste Franz Isfort, Alf Jark und Martin Grikschat schließlich zur Gründung der Stiftung Klimawald. „Wir wollen den nachkommenden Generationen mehr hinterlassen, als nur Schulden und eine zerstörte Umwelt“, wird Stiftungs-Vorstand Alf Jark deutlich.

Seit knapp vier Jahren ist die Stiftung jetzt tätig und pflanzt neue Wälder, die helfen sollen den Klimawandel abzumildern. Alle Klimawälder sind als Bürgerwälder angelegt und frei zugänglich. Die Stiftung arbeitet komplett ehrenamtlich und ist als gemeinnützige Organisation anerkannt.

„Nun sind wir drei Stifter nicht reich“, sagt Alf Jark, sie hätten zwar Privatvermögen in die Stiftung eingebracht, aber neuen Wald anzulegen sei auch teuer. „Wir sind auf Spenden angewiesen und es ist eine Bürger-Mitmach-Stiftung“, so Jark weiter. Von daher sei Unterstützung in Form von Zustiftungen oder Spenden immer willkommen. „Dafür garantieren wir, dass jede Spende ausschließlich in Klimaschutz und Neuwaldbildung investiert wird“, so der Stiftungs-Vorstand weiter. Dies hat schließlich nicht nur die schleswig-holsteinische Landjugend überzeugt, die kürzlich ein gemeinsames Projekt mit dem „Klimawald“ startete, sondern auch die Jury des schleswig-holsteinischen Stiftungstags, die der Stiftung Klimawald am 9. November letzten Jahres als zweiten Sieger mit dem Stifterpreis auszeichnete.

Wolfgang Henze

Projekte der Stiftung

Zwei Hektar für den Landjugend-Klimawald

Stiftung und Landjugend gemeinsam für den Klimawald (Foto: Henze)

Stiftung und Landjugend gemeinsam für den Klimawald (Foto: Henze)

Im Kieler Landeshaus wurde kürzlich eine bemerkenswerte Kooperation beschlossen. Die schleswig-holsteinische Landjugend startete an diesem Tag einen Spendenmarathon, um gemeinsam mit der Stiftung Klimawald einen Landjugend-Klimawald in Schleswig-Holstein zu finanzieren. Die Schirmherrschaft für dieses kooperative Naturschutz-Projekt hat Landtagspräsident Klaus Schlie (CDU) übernommen.  (weiterlesen)

Neues Medienprojekt zeigt Stiftungswirken

Dieser Text ist erschienen im Rahmen des Projekts „Wir schenken Hilfe – Stiftungen in Schleswig-Holstein“. Dies ist ein kooperatives Medienprojekt in dessen Rahmen die Stiftungen im Land und deren Projekte in den Titeln des Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlags und A. Beig-Verlags, sowie multimedial erweitert auf den Online-Portalen shz.de und stiften-in-schleswig-holstein.de, porträtiert werden. Die Themen werden in Kooperation mit dem Stiftungsrat der Diakonie Stiftung Schleswig-Holstein und dem schleswig-holsteinischen Innenministerium entwickelt. In jeder Folge der Serie wird eine Stiftung in Schleswig-Holstein journalistisch, geschichtlich und in ihren Kennzahlen in Wort und Bild beschrieben. Vor allem werden Menschen vorgestellt, die eine Stiftung gegründet haben, ihr geschäftsführend vorstehen oder denen durch eine Stiftung geholfen worden ist, oder eine Unterstützung möglich und wünschenswert erscheinen würden. Weitere Informationen zu „Wir schenken Hilfe – Stiftungen in Schleswig-Holstein“ erhalten Sie hier.
Wolfgang Henze