Strucklahnungshörn/Nordstrand. Für Sascha, Meik und Yvonne ist die Sache klar: „Das ist echt cool hier an Bord.“ Und das sehen die anderen 75 fröhlichen Kinder und Jugendlichen auf dem Ausflugsschiff „Adler V“ an diesem Tag ganz genauso. Quirlig wieseln die jungen Fahrgäste durch den großen Schiffs-Salon, gönnen sich eine hübsche Portion Eis, entdecken spannende Seetiere nach einer kurzen „Fangfahrt“ auf dem Achterschiff, oder beobachten eine große Herde schläfriger Seehunde auf der langgezogenen Sandbank im Süden von Pellworm.
Drei Stunden bleibt die „Adler V“ mit 78 Kindern und ihren Begleitern in See, verschafft den jungen Fahrgästen ein interessantes Erlebnis, und für manches Kind ist diese Fahrt überhaupt der erste Ausflug in seinem Leben.
Bereits zum vierten Mal veranstaltete kürzlich die Sigge-Paulsen-Stiftung eine Ausflugsfahrt für „Kinder die es nicht leicht im Leben haben“, wie Insel-Pastor Thorsten Wiese überaus zutreffend und rücksichtsvoll formuliert, der mit einer Flöten-Gruppe der evangelischen Kirchengemeinde Nordstrand-Odenbüll und seinem Keyboard die Fahrt begleitete.
Organisiert wurde der Ausflug vom Diakonischen Werk in Husum, das sich bereits Monate zuvor um die Auswahl der Kinder bemüht hat. „Einige von ihnen leben im Kinderschutzzentrum Westküste oder werden in verschiedenen Schulen vom Sozialdienst betreut“, erklärt Diakonie-Geschäftsführer Volker Schümann. Kinder also, für die das Alltagsleben vielleicht nicht immer voller Freude ist, die umso mehr aber das Angebot eines solch fröhlichen Ausflugs zu schätzen wissen.
Finanziert werden diese Fahrten mit Unterstützung des Diakonischen Werks Schleswig-Holstein und der Reederei „Adler-Schiffe“ von der Sigge-Paulsen-Stiftung auf Nordstrand, die von dem pensionierten Kapitän und Buchautor Hans-Harro Hansen und seiner Lebensgefährtin Erika Böge gegründet wurde. Diese hatten die Initiative vor vier Jahren ins Leben gerufen, um benachteiligte Kinder und Jugendliche zu unterstützen.
Für Hans-Harro Hansen ist soziale Gerechtigkeit und sozialer Ausgleich eine unverzichtbare Lebensmaxime, die er mit den ihm verfügbaren Mitteln erfüllen möchte. Nun ist ein pensionierter Schiffs-Kapitän in aller Regel kein millionenschwerer Zeitgenosse, so dass die von ihm gegründete Stiftung als Kapital im Wesentlichen über ein großes landwirtschaftliches Grundstück verfügt. Die Aktivitäten der Sigge-Paulsen-Stiftung legen jedoch beredt Zeugnis ab, dass auch kleinere Initiativen segensreiche Arbeit leisten können. Entscheidend dabei ist jedoch, dass nur wenig oder nach Möglichkeit keine Stiftungs-Mittel für deren ordnungsgemäße Verwaltung ausgegeben werden müssen. Und genau so ist es in der Sigge-Paulsen-Stiftung. In Kooperation mit dem Diakonischen Werk Schleswig-Holstein, das die jährliche Kinder-Seereise der „Adler V“ auch finanziell unterstützt, wird die Stiftung nicht von Hansen persönlich oder einer Geschäftsführung, sondern vom Diakonischen Werk Schleswig-Holstein, verwaltet.
Diakonie-Vorstand Bernd Hannemann betont, dass diese Dienstleistung kostenfrei ist, wenn sich der Stiftungszweck im Aufgabenspektrum des Diakonischen Werks bewegt. „Kinder und Jugendarbeit gehört in jedem Fall dazu“, so Bernd Hannemann. Durch diese Dienstleistung ist es auch finanziell nicht ganz prall aufgestellten Stiftungen möglich, substantielle Hilfe im Sinne ihres Stiftungszwecks zu organisieren und sie verwaltungskostenfrei zu halten. Hannemann macht deutlich, dass auch die Unterstützung im Zusammenhang mit Neugründungen oder Meinungsbildung in Stiftungsangelegenheiten überhaupt, gerne durch das Diakonische Werk in Rendsburg gewährt wird.
Hans-Harro Hansen kümmert sich an Bord mit viel Zuneigung und Engagement um seine jungen Fahrgäste. Gerne erklärt der ehemalige Fahrensmann auch, warum er die Sigge-Paulsen-Stiftung gegründet hat. „Uns geht es gut“, sagt er fröhlich, „und wir wollen gerne von unserem Glück etwas an die junge Generation abgeben.“
Als Grundkapital hatte Hansen eine große landwirtschaftliche Fläche an die Stiftung überschrieben. Er erwägt sogar, sein eigenes großes Wohnhaus später auf die Stiftung zu übertragen.
„Die Sigge-Paulsen-Stiftung würde, ganz im Sinne ihrer Namensgeberin gerne noch mehr für die jungen Menschen der Region leisten, von daher sind wir natürlich auch für zusätzliche Unterstützung immer sehr dankbar“, erklärt der Stifter. Und wer die fröhlichen Kinder auf der „Adler V“ sieht, erkennt dass Stiftungswirken Freude schafft, wo manchmal lange keine mehr zu Hause war.
Autor: Wolfgang Henze
Fotos: Sabine Sopha