Auch Bordesholms Einwohnerzahl wird schrumpfen. Die älter werdende Bevölkerung stellt die Verwaltung vor große Herausforderungen. Fotos/Grafik: Henze/Bertelsmann Stiftung

Auch Bordesholms Einwohnerzahl wird schrumpfen. Die älter werdende Bevölkerung stellt die Verwaltung vor große Herausforderungen. Fotos/Grafik: Henze/Bertelsmann Stiftung

Gütersloh (sish) – Schleswig-Holsteins Bevölkerungsstruktur wird sich bis zum Jahr 2030 spürbar verändern. Die Zahl der Hochbetagten über 80 Jahre steigt um fast 70 Prozent an. Der Pflegebedarf nimmt zu und stellt die Kommunen vor Herausforderungen. Dies stellte die Bertelsmann Stiftung in einer aktuellen Studie dieser Tage fest.

Die Bevölkerung Schleswig-Holsteins wird bis zum Jahr 2030 leicht wachsen, um rund 10.000 Einwohner. Das zeigt eine Bevölkerungsprognose aus dem Datenportal „Wegweiser Kommune“ der Bertelsmann Stiftung. Für die Studie wurde die zahlenmäßige Entwicklung der Bevölkerung für Städte und Gemeinden ab 5.000 Einwohner sowie aller Landkreise berechnet. In 15 Jahren werden in Schleswig-Holstein somit rund 2,82 Millionen Einwohner leben. Das sind 0,4 Prozent mehr als noch 2012, als 2,81 Millionen Einwohner in Schleswig-Holstein wohnten. Die einzelnen Kommunen nehmen eine teils gegensätzliche Entwicklung. Während Henstedt-Ulzburg (im Kreis Segeberg), Glinde und Bargteheide (beide im Kreis Stormarn) zwischen 11 und 25 Prozent wachsen, verlieren Osterrönfeld oder Bordesholm (beide im Kreis Rendsburg-Eckernförde) in den kommenden 15 Jahren um die zehn Prozent ihrer Bewohner.

Städte wachsen, ländlicher Raum verliert

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Verglichen mit anderen Bundesländern liegt die Bevölkerungsentwicklung von Schleswig-Holstein im Mittelfeld. Wachsen werden die Stadtstaaten Berlin (+10,3 Prozent) und Hamburg (+7,5 Prozent) sowie das Bundesland Bayern(+3,5 Prozent). Dagegen verlieren Sachsen-Anhalt (–13,6 Prozent) und Thüringen (–9,9 Prozent) einen beachtlichen Teil ihrer Bevölkerung. Bei den Berechnungen ist berücksichtigt, dass Deutschland insgesamt von einer verstärkten Zuwanderung profitiert. Genereller Trend in Deutschland: Städtische Regionen wachsen weiterhin, während die Einwohnerzahlen im ländlichen Raum zumeist rückläufig sind. Brigitte Mohn, Vorstand der Bertelsmann Stiftung: „Es wird immer schwieriger, eine gute Infrastruktur in den schrumpfenden und alternden Regionen zu gewährleisten.“ Die zentrale Herausforderung sei, auch in einwohnerschwachen Regionen flexible Mobilitätsangebote, schnelles Internet und eine angemessene Gesundheitsversorgung in erreichbarer Nähe anzubieten.

Gefahr von Versorgungslücken für alte Menschen

Die zunehmende Alterung in der schleswig-holsteinischen Bevölkerung bedeutet auch einen erhöhten Pflegebedarf in den Kommunen. 2030 wird die Hälfte der Bürger älter als 49,7 Jahre sein, während das sogenannte Medianalter 2012 noch 45,8 Jahre betrug. Auch dieser Wert verändert sich regional sehr unterschiedlich. Nach den Berechnungen wird die Spanne auf Gemeindeebene von 42,9 bis 62,1 Jahren (2012: von 41,4 bis 55,9 Jahren) reichen. Zu den „jüngsten“ Kommunen zählen die Universitätsstädte Kiel (42,9) und Flensburg (43,3), zu den „ältesten“ Schönberg im Kreis Plön (60,0) und Grömitz im Kreis Ostholstein (62,1). Die Zahl der Hochbetagten über 80 Jahre steigt in Schleswig-Holstein bis 2030 deutlich von 145.610 (2012) um 68,8 Prozent auf 245.800. Neben Berlin verzeichnet Schleswig-Holstein damit den größten Anstieg dieser Altersgruppe. Bundesweit wird es einen Anstieg von 47,2 Prozent auf dann 6,30 Millionen Senioren im Alter von 80 Plus geben. Der höchste relative Zuwachs bei den Hochbetagten steht der Stadt Kropp im Kreis Schleswig-Flensburg bevor (+197,5 Prozent) – dies ist bundesweit der zweithöchste Anstieg an Hochbetagten in einer Kommune. „Mit dem Anstieg dieser Altersgruppe vergrößert sich auch der Unterstützungs-und Pflegebedarf in den Kommunen. Es droht die Gefahr von Versorgungslücken durch zu wenige Pflegekräfte“, sagte Brigitte Mohn.

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