Stifter und Referent Michael Haukohl. Fotos: Henze

 

Gleich drei ausgewiesene Experten zum Thema „Vermögensverwaltung für Stiftungen“ konnte das Netzwerk stiften-in-schleswig-holstein.de zum Stiftungstag am 1. Oktober aufbieten. Die Themenstellung ist in der Tat von hoher Brisanz, da die weggeschmolzenen Zinsen von Festanlagen, aber auch Unsicherheiten durch die Corona-Pandemie, im Aktienmarkt erhebliche Herausforderungen für Anlageverantwortliche im Stiftungssektor darstellen. Es konnte daher auch nicht verwundern, dass die Informationsveranstaltung im Martinshaus des Diakonischen Werks Schleswig-Holstein gut besucht war.

Nach der Begrüßung durch Diakonie-Vorstand Kay-Gunnar Rohwer stellte Bernd Hannemann, Vorstand der Diakoniestiftung Schleswig-Holstein und des Netzwerks stiften-in-schleswig-holstein.de, Ablauf und Inhalte der Veranstaltung vor. Auch erläuterte er, dass es das Netzwerk als originäre Aufgabe versteht, regelmäßige Weiterbildungsangebote für gute Stiftungsarbeit zu machen. „Neben der Verleihung des schleswig-holsteinischen Stifterpreises und der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit für das gemeinnützige Stiftungswesen im Land, ist uns die Weiterbildung für gute Stiftungsarbeit eine wichtige Aufgabe“, so Bernd Hannemann.

Diakonie-Vorstand Kay-Gunnar Rohwer begrüßt die Gäste.

Der erste Vortrag befasste sich mit der Nachhaltigkeit der Vermögensverwaltung. Sebastian Kösters, Sustainable Investment Management – eine Tochtergesellschaft der Evangelischen Bank – stellte die gewachsene Bedeutung nachhaltiger Kapitalanlagen vor. „Unsere Kunden schauen vermehrt danach, ob Anlagen sozial und ökologisch sind und darüber hinaus auch eine gute Unternehmensführung vermuten lassen.“ Renditebetrachtungen wären daher nicht mehr zwingend das wichtigste oder maßgebliche Kriterium für eine Finanzanlage. Die Tochtergesellschaft der Evangelischen Bank verwaltet zurzeit rund 4,5 Milliarden Euro, die einhundert Einzelkunden und 12 Investmentfonds zuzuordnen sind. „Wir empfehlen ausschließlich nachhaltige Anlagenformen, die sich an den 17 Zielen der Vereinten Nationen orientieren.“ Diese würden zurzeit eine stürmische Entwicklung nehmen.

Carsten Mumm, Chefvolkswirt der Donner & Reuschel AG trug zum Thema „Kapitalmärkte im Ausnahmezustand – was sollen Anleger jetzt tun?“ vor. Die Privatbank Donner & Reuschel hat sich auf die Vermögensverwaltung für Privatkunden und halbinstitutionelle Anleger spezialisiert.

Carsten Mumm, Chefvolkswirt der Privatbank Donner & Reuschel AG, trägt vor.

Für Mumm ist klar, dass die Niedrigzinsphase noch lange nicht vorbei ist und sich die Kunden daher in Richtung von Realwerten orientieren. „Der Trend geht in Richtung Gold, Aktien und Immobilien“, sagte der Volkswirt. Ohnehin würden wir in einer Zeitenwende leben, deren große Herausforderungen die Digitalisierung und der Klimawandel darstellen dürfte, so Carsten Mumm weiter.  Interessant waren darüber hinaus auch die Ausführungen zum Thema „Risiko“. „Es gibt letztlich keine risikofreien Anlagen und verzinsliche Papiere bringen zurzeit nur Minus“, so Mumm. Jedoch würde es Modelle geben, die Risiken besonders im Umgang mit Aktien minimieren können. „Aber auch da gilt eben zwangsläufig, je mehr Sicherheit, desto kleiner die Rendite.“

Der Kaufmann und Stifter Michael Haukohl stellte zuerst seine eigene erfolgreiche Stiftung, die sich in Lübeck seit knapp 20 Jahren in erheblichem Umfang der Kinder- und Jugendförderung mit den Schwerpunkten Sozialkompetenz, Kulturelle Bildung, Auslandserfahrung und Berufsorientierung widmet.  Darüber hinaus ist Michael Haukohl Verwaltender Vorsteher der Parcham´schen Stiftung zu Lübeck, deren Gründung auf den Lübecker Kaufmann und Ratsherrn Henning Parcham (1552- 1602) zurückgeht.

Michael Haukohl, der die Finanzanlagen der Stiftungen unmittelbar selbst verwaltet, bestätigte nicht nur die Ausführungen von Kösters und Mumm zur Situation der Finanzmärkte, sondern betonte vor allem auch, dass auch bei Anlagenbetreuung durch Banken oder Vermögensverwalter die Verantwortung immer bei der Stiftung selbst liegen würde. „Von daher ist es so oder so wichtig, dass sich Stiftungsgeschäftsführungen hinlänglich Gedanken über die Anlagenziele, und dazu gehört auch die Risikobetrachtung, machen.“ Man muss wissen was man will, so Haukohl weiter. „Banken sind letztlich Verkäufer, bei aller Seriosität und rechtlichen Bindungen verbleibt die Haftung für Anlagenerfolge letztlich bei den Stiftungen“, so Haukohl weiter.

Das Ende der Informationsveranstaltung wurde durch eine halbstündige Fragerunde des Auditoriums mit den Referenten markiert, die eine Vertiefung der vorgetragenen Themen ermöglichte. Auch in deren Rahmen wurde deutlich, dass die ungünstige Zinssituation bei festverzinslichen Papieren besondere Herausforderungen an Stiftungen stellen würde, damit sie auch in Zukunft ihre Ziele erreichen und Aufgaben wahrnehmen können.