Rund 4500 Schüler nahmen gemeinsam mit ihren Eltern am 18. September 2014 an einer von drei Auftaktveranstaltungen zum Schulprojekt Webitur in der Lübecker Musik- und Kongresshalle teil. Dort wurden sie unter anderem Zeuge wie IT-Experte Erwin Markowsky sich live vor den Zuschauern in eigentlich gesicherte Datennetze hackte.
Die drei Großveranstaltungen markieren den Start des Schülerprojektes Webitur, an dem sich alle sieben Lübecker Gymnasien und nahezu alle Regionalschulen beteiligen. Bei dem Bildungsprojekt Webitur geht es um die Vermittlung von Medienkompetenz und vertiefte Kenntnisse über die Sicherheit in Online-Netzwerken.
Tatsächlich können PCs oder Laptops in Kinderzimmern zu Spionen werden oder ihre jugendlichen Nutzer in kriminelle Machenschaften verwickeln, möglicherweise auch zu Mobbing-Opfern in sozialen Netzwerken werden lassen. Der Umgang mit dem Internet birgt Gefahren, nichts desto trotz gehört er zum Alltag und ist unverzichtbar für die Lebensgestaltung der meisten Menschen.
Das anlaufende Lübecker Webitur-Projekt ist bislang einmalig in Norddeutschland. Dies nicht nur weil nahezu alle Schulen einer Großstadt daran teilnehmen, sondern vor allem weil es auf private Anregung initiiert, und durch eine Kooperation von drei gemeinnützigen Lübecker Stiftungen finanziert wird.
Die Idee zu diesem auf sechs Monate angelegten schulischen Bildungsprojekt entstand während einer Sicherheitsüberprüfung der IT-Netzwerke beim Versicherungskontor Martens & Prahl. „Wir haben dabei gut abgeschnitten“, erklärt Holger Mardfeldt, „haben aber auch gemerkt, dass es kleinere Sicherheitslücken gab, die uns bis zu diesem Zeitpunkt nicht aufgefallen waren.“ Dies hat dann letztlich auch zu dem Ergebnis geführt, dass Martens & Prahl jetzt dazu beitragen wird, Schüler und Schülerinnen in Bezug auf sicherheitsrelevante Aspekte des Internets schulen zu lassen, damit die daraus vor allem ein Stück Selbstschutz ableiten können.
Tatsächlich sind Menge und Qualität des Informatik-Unterrichts an deutschen Schulen sehr unterschiedlich. Selbst für Schüler weiterführender Stufen kann dies bedeuten, dass sie keinen oder nur sehr wenig IT-Kenntnisse vermittelt bekommen. Diesem Mangel begegnet man in Lübeck jetzt mit dem Webitur, also einer Schulung mit Online-Prüfung, die jeder Schüler am Ende ableisten muss.
Ermöglicht wird dieses Bildungsprojekt durch die Kooperation von drei gemeinnützigen Lübecker Stiftungen, denn, der Lehr- und Sachaufwand für diese Schulung ist enorm. Neben der Possehl Stiftung, der gemeinnützigen Sparkassenstiftung zu Lübeck wird das Webitur auch durch die private Michael Haukohl-Stiftung finanziell gefördert. Die gelungene Finanzierung ist aber nur ein Teil des Erfolgs, denn ohne engagierte Lehrer und Trainer geht es natürlich auch nicht.
Während der Auftaktveranstaltungen wurden Schüler und Eltern durch IT-Experten über „Fun und Risk im Internet“ auf das Webitur eingestimmt. Live wurde demonstriert, welchen Gefahren Eltern und deren Kinder im Netz ausgesetzt sind und wie sich dagegen sinnvoll schützen können. Themen der Vorträge waren Hacking-Attacken, E-Mail-Manipulationen, Cybermobbing oder auch Gefahren beim Online-Banking.
Die weitere Unterrichtung erfolgt jetzt in den Klassenräumen und schließt im nächsten Frühjahr mit der Online-Prüfung zum Webitur ab. Das Webitur „wird Schule machen“, davon sind die beteiligten Stiftungen mit Recht überzeugt. Wolfgang Henze