Die Diakonie Stiftung Schleswig-Holstein hat sich zum Ziel gesetzt, diakonische Arbeit nachhaltig zu fördern. Aktuell unterstützt sie beispielsweise ein psychosoziales Beratungsangebot für junge Geflüchtete im Rahmen des Projekts Flow der Gemeindediakonie Lübeck. Bernd Hannemann, Vorstandsmitglied der Stiftung, überreichte kürzlich den Spendenscheck über 7.500 Euro an die Projektverantwortlichen.

Bernd Hannemann, Gabriele Sester und Andrea Wennecke (v.l.) trafen sich – mit Abstand – zur offiziellen Spendenübergabe bei der Gemeindediakonie Lübeck. Foto: Diakonie Lübeck

Das Projekt „Flow – Für Flüchtlinge! Orientierung und Willkommenskultur“ gibt es bereits seit fünf Jahren in Lübeck. Es wird zu einem großen Teil durch die Possehl Stiftung finanziert. „Der Bedarf für dieses sehr niedrigschwellige psychosoziale Beratungsangebot speziell für junge Geflüchtete hat sich im Laufe der Zeit mehr und mehr herauskristallisiert“, erklärt Projektleiterin Gabriele Sester. Gerade bei jungen Migranten bestehen große Hürden, vorhandene Regelangebote zu nutzen. Als Ursache nennt Sester verschiedenste Gründe: „Oft gibt es kulturell bedingt eine hohe Tabuisierung psychischer Probleme. Aber auch praktische Gründe machen den jungen Leuten den Zugang oft schwer: Lange Vorlaufzeiten, Sprechzeiten und Beratungstermine während der Schulzeit, der Aufenthaltsstatus – all diese Hürden räumen wir mit unserem Angebot von vornherein aus dem Weg.“

Umgesetzt wird die Beratung von der Lübecker Therapeutin Andrea Wennecke. Sie hat langjährige Erfahrung in der Arbeit mit jungen Migranten und ist bereit, ihre Arbeit an die besonderen Bedürfnisse anzupassen: „Die Kontaktaufnahme erfolgt meist über einen mobilen Messengerdienst. Ich kann kurzfristig Termine anbieten, auch abends. Der regelmäßige, formlose Kontakt über das Smartphone senkt die Hemmschwelle bei den Klienten“, so ihre Erfahrung. Die Anliegen der Klienten seien breit gefächert: „Von Schlaf- und Konzentrationsstörungen über Traumata, körperliche Folgen von Misshandlungen bis hin zu Orientierungslosigkeit oder Depressionen ist alles dabei“, zählt Wennecke auf. „Oft kommen die Klienten zunächst mit vermeintlich kleinen Anliegen zu mir und erst im Verlauf schält sich das eigentliche Problem heraus.“

Wichtig ist Wennecke die klare Grenze zwischen Beratung und Therapie: „Hier geht es um niedrigschwellige Beratung. Ich erkläre den  Klienten die Zusammenhänge zwischen seelischer Belastung und körperlichen Symptomen und gebe ihnen auch Übungen und Verhaltensmaßnahmen an die Hand. Wenn sie jedoch eine Therapie oder Medikamente benötigen, vermittle ich weiter an die entsprechenden Ärzte und Einrichtungen. Manchmal begleite ich die Jugendlichen dann auch zu den ersten Terminen.“

Für die Finanzierung des Beratungsangebots galt es, weitere Förderer zu finden. Letztes Jahr im August sprang zunächst die Emma Dräger-Cornehls Gedächtnisstiftung mit 5.000 Euro ein. „Ohne diese spontane Hilfe hätten wir das Angebot damals einstellen müssen“, berichtet Sester dankbar. Mit der aktuellen Spende der Diakonie Stiftung Schleswig-Holstein kann das Angebot nun bis zum Ende der aktuellen Projektlaufzeit im März 2021 weitergeführt werden. Bernd Hannemann freut sich sehr, dass diese wichtige Arbeit mit 7.500 Euro aus Erträgen der  Diakonie Stiftung Schleswig-Holstein gefördert werden kann: „Wir haben uns zum Ziel gesetzt, herausragende Projekte mit einer gewissen Strahlkraft zu fördern und dieses hat für uns eine hohe diakoniepolitische Bedeutung“, erklärt das Vorstandsmitglied. „Uns ist wichtig, dass mit den Mitteln der Stiftung etwas bewegt werden kann. Wir verfolgen das Projekt seit dem Start vor fünf Jahren mit großem Interesse und möchten Flow mit unserer Spende sowohl danken als auch den Rücken stärken.“